22 November 2006

 

Schulen sofort verbieten!

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Dreht mal wieder ein junger Mann durch und tut sich durch Gewaltätigkeiten an seiner Schule hervor ist der Sündenbock schnell gefunden: Blame Killerspiele! (Wobei ich zum Titel des zweiten Artikels sagen muss dass ich mich für ein Stoiber-Verbot in der Tat erwärmen könnte - aber lassen wir das...)
Die Welt präsentiert in diesem Chor den wohl heraustechendsten Fall geistiger Dünnbrettbohrerei.
Der völlig sinnfreie Gebrauch des Adjektives "pornographisch" ist hier längst nicht das Schlimmste, er hält den Leser immerhin schon frühzeitig davon ab von dem Artikel zu viel zu erwarten.
Glasklar identifiziert Mariam Lau hier zunächst die Schuldigen für den Boom von Killerspielen: 'Feministische Denunziation' unterdrückt die real-life Aggression der männlichen Jugend (Sekunde, was war noch mal der Ausgangspunkt dieser Debatte? Naja, wurscht...), Jungs spielen mit Barbie-Puppen und zum Ausgleich Doom, Quake und Konsorten.
Diesen profunden Einblick in die Lebensrealität heutiger Jugendlicher setzt Frau Lau schließlich mit der Klage, diese hätten Selbstverantwortung "nie gelernt", fort, wesshalb wir ihnen die für ihren Computerspielekonsum auch noch gleich abnehmen.
Wenngleich grammatikalisch etwas unbeholfen (ich nehme an, das Objekt von auf "die Gesellschaft" zu schieben soll nicht irgendeine Verbindung sein, aber ein anderer Akkusativ bleibt in dem Satz nicht übrig) folgt schließlich der inhaltliche Lichblick des Artikels:
Die klassische Antwort des "juste milieu" besteht, kurz gesagt, darin, irgendeine Verbindung zwischen dem Ausweichen auf den virtuellen Raum und dem realen Mord zu bestreiten, und auf "die Gesellschaft" zu schieben, die bekanntlich nicht als Ganzes reagieren kann - mit der Folge, das nichts folgt.

In der Tat Frau Lau, so wenig Sie das vermutlich selber verinnerlicht haben (wie wäre es sonst zu erklären dass Sie am Ende des Artikels wieder unverdrossen davon schwadronieren, die Gesellschaft könne durch ein Verbot von "Killerspielen" ihre 'Missbilligung ausdrücken'), solcher Kollektivismus ist Schwachsinn.

Danach geht es wie gehabt weiter, Gegenargumente, nachfolgend aus ihrem Artikel zitiert versucht sie nicht mal ansatzweise zu widerlegen, der letzte Absatz schließlich ließt sich wie "bringt zwar nichts, aber wir müssen trotzdem verbieten".

schließlich werde nicht jeder zum Attentäter, der "Counterstrike" spielt - und salbt noch die brutalsten Hinrichtungsorgien mit dem Verweis auf den "Jungen Werther", der ja schließlich auch Mordphantasien gehegt und gelebt habe. Und habe das Verbot des Buches seine Attraktivität enorm gesteigert?

Dem bleibt an sich nur hinzuzufügen dass man für Amokläufer vor dem Boom der "Killerspiele" gar nicht so weit in die Vergangenheit gehen muss.
Eins vielleicht noch: Auffallend ist doch, dass alle hier diskutierten Fälle, wie auch weitere spektakuläre Fälle der letzten Jahre sich auf Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen zutrugen. Konsequenz: siehe Überschrift...

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